Nehmt einander an
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.“ (Römer 15,7) So lesen wir im Brief an die Römer, Kapitel 15.
Ich denke dies ist ein Gebot, dem wir wirklich nachkommen wollen. Wir haben keine Schwierigkeiten damit, wenn unser Gegenüber uns ebenbürtig ist, wenn er unseren Vorstellungen entspricht. Ja, wenn ich es mir genau ansehe, sind inzwischen sogar Menschen, die aus der Obdachlosigkeit kommen kein Problem mehr für das Friedensheim. Manch einer mag damit vielleicht noch Probleme haben, aber ich denke, die meisten akzeptieren auch solche Menschen und gehen auf sie zu. Schließlich sind gerade diese Menschen diejenigen, die nach uns das Wort Gottes, die Gute Nachricht brauchen.
Aber wie ist das, wenn Aussagen getroffen werden, die nicht unseren Vorstellungen entsprechen? Wenn ich mich durch ein Wort, einen Satz, vielleicht sogar eine Predigt verletzt fühle? Wenn an mir oder an meinen Aussagen Kritik geübt wird? Nehme ich dann mein Gegenüber immer noch so leicht an? Worte die verletzen, sind oftmals gar nicht so gemeint. Manchmal war einfach der Mund schneller als das Gehirn. Worte sind gefallen und können nicht wieder zurückgenommen werden. Oder es wurde ein Begriff benutzt, weil der korrekte gerade nicht eingefallen ist. Und dieser Begriff ist zum Stolperstein geworden.
Wie wäre es, wenn wir uns selbst und anderen gegenüber gnädiger werden? Wer ist nicht schon mal, übers Ziel hinaus geschossen? Wie wäre es, wenn wir weniger nachtragend sind und nicht jedes Wort auf die berühmte Goldwaage packen?
Nehmt einander an, ja wir wollen einander annehmen. Aber wir vergessen dabei nur zu gerne diesen so wichtigen kleinen Nebensatz. Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat. Ich glaube nicht, dass Jesus danach geschaut hat, ob ihm unsere Nase passt, ob wir immer das richtige sagen, oder ob wir sonst seinen Ansprüchen genügen. Würde Jesus danach schauen, würde er sich von mir sicherlich abwenden.
Ich entspreche nicht den Ansprüchen Gottes. Aus seiner Sicht wäre ich kein Kandidat für ein Gegenüber. Aber trotzdem hat er mich erwählt. Und euch auch. Er hat uns vorbehaltlos angenommen. Und so sollen auch wir einander annehmen –
vorbehaltlos.
Christus sagt uns, wir sollen einander lieben. Zu lieben heißt, sich für den anderen zu entscheiden. Genauso wie das Lieben ist auch das Annehmen eine Entscheidung. Ich muss mich dafür entscheiden, den anderen anzunehmen. Ich muss mich dafür entscheiden in ihm etwas anderes zu sehen, als das was mich abstößt. So wie sich Christus für mich entschieden hat, muss ich mich für meinen Nächsten, mein Gegenüber entscheiden. „Seid freundlich und mitfühlend zueinander und vergebt euch gegenseitig, wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat.“ – Epheser 4, 32
Ich muss mich auch dafür entscheiden, dieses Annehmen nicht nur für den Augenblick zu tun, sondern dieses auch über einen langen Zeitraum immer wieder zu bewerkstelligen. Dazu gehört, dass ich mich mit meinem Gegenüber auseinander setze. Ich kann jemandem den ich annehme auch mit Kritik begegnen. Aber ich darf dabei nicht vergessen, dass wenn der Kritikpunkt angenommen und vielleicht sogar abgestellt wurde, eine Rückmeldung von mir kommen sollte. Wenn ich schon kritisiere, muss mir auch eine positive Veränderung auffallen.
Christus sagt uns, wenn wir einander lieben (annehmen) kann man uns als seine Nachfolger erkennen. Doch die Annahme unseres Gegenüber ist nicht nur Zeugnis, sondern auch Lobpreis. Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat. Diese Zeile kennen wir. Aber ehrlich, überlesen wir nicht alle oftmals den Nachsatz, der noch folgt?
Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.
In diesem Sinne wünsche ich euch Gottes Segen Detlef