Beten und Fasten
Wird Gott durch unser Gebet beeinflusst? Es ist ein uralter Disput, der dieser Frage voran geht.
Was wäre das für ein souveräner Gott, wenn unsere Gebete sein Handeln bestimmen könnten. Insbesondere dann, wenn der eine z. B. um Sonne für seinen Urlaub bittet, während ein anderer um Regen für seine Pflanzen bittet. Wie aber sollen wir dann das Wort Jesu verstehen, dass wir nicht haben, weil wir nicht bitten? Wird Gott nun durch unser Gebet beeinflusst? Nein und doch auch Ja.
Gott braucht unser Gebet nicht, aber wir brauchen es, um mit ihm in Verbindung zu bleiben. Gott hat diese Welt nicht geschaffen, weil er uns braucht, sondern aus Liebe zu uns und Freude an den Dingen, die es gibt. Doch zugleich möchte Gott uns auch brauchen. Gott will, dass wir Mitwirkende an seinem Heil werden. Gott will uns brauchen. Und er will uns schenken, was er uns als Bitten ins Herz legt. Aber er will tatsächlich, dass wir bitten. Er will die Welt und die Gemeinde zusammen mit uns, seinen Kindern gestalten. Reich Gottes kommt zuerst durch ihn, aber zweitens durch unsere Mitwirkung mit seinem Wirken und durch unser Beten und Bitten, durch unser Lieben und Verschenken.
In seiner Bergpredigt lehrt Jesus einige geistliche Übungen. Beten ist eine davon. Jesus lehrt mit dem Vater Unser, wie wir beten sollen. Doch es gibt noch weitere Übungen: Fasten und Almosen geben. Dieser Dreiklang gehört zusammen.
Wenn unser Körper Nahrung braucht, merken wir es unmittelbar. Und wir geben dem nach. Nahrung, Genuss und Vergnügen gönnen wir uns gerne. Doch oftmals verschließen wir die Sinne, wenn unsere Seele nach Nahrung schreit. Wir lenken uns dann ab, streben nach anderen Dingen oder unterdrücken einfach diesen Schrei: Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Fasten hingegen konfrontiert uns mit uns selbst und öffnet unsere Sinne wieder für unsere Schwächen und Bedürfnisse. Wenn wir verzichten, können wir Gott diese Dinge besser benennen und geben ihm mehr Raum in uns.
Wir verzichten auf Nahrung und nähren uns mit Gebet, dem Wort Gottes oder wir verschenken von unserem Besitz an Menschen, die es brauchen. Fasten, Beten und Almosen geben gehören zusammen.
Die Übung von Verzicht zeigt uns unsere bekannten und heimlichen Abhängigkeiten. Dadurch können wir hoffentlich frei(er) davon werden. Beim Fasten geht es nicht um unsere Fastenleistung, nicht darum, was wir alles großartig für Gott aushalten. Es geht auch nicht zuerst um unser Gewicht und körperliche Gesundheit – auch wenn das oft schöne Nebeneffekte sind. Es geht darum, unserer Sehnsucht nach Gott neuen Raum zu geben, Ihm in uns Raum zu geben. Damit er wirken und uns von innen her nähren und erneuern kann.
Wie ernst ist es uns mit dem Gebet wirklich? Beten wir mit ein paar netten Gedanken oder ist es uns bisweilen so ernst, dass wir Gott wirklich anflehen? Wenn uns ein Gebet wichtig ist, kann Fasten eine Unterstützung sein: Wir wollen Gott durch uns wirken lassen und wir wollen ihm auch zeigen, was uns ernst und wichtig ist. Unser Gebet unterstützt durch Fasten kann befreiend wirken im Blick auf das, was uns bindet, was uns oder andere unfrei sein lässt oder hindert wirklich zu glauben.
Verzicht können wir alle auf viele Weisen üben, im Verzicht auf Medien, auf Mobilität, im Sparen von Energie und anderem mehr. All das ist sinnvoll und wichtig. Aber Fasten meint eigentlich: Verzicht auf Nahrung – weil wir Gott in uns mehr Raum geben wollen, weil wir uns nach Ihm sehnen, weil wir glauben, dass letztlich nur Er uns wirklich nährt.
Wenn wir am 15. März unsere 21 Tage des Gebets starten, sollten wir auch überlegen, ob wir uns auch Zeit zum Fasten nehmen. Es müssen ja nicht gleich 21 Tage sein.
Ich wünsche uns allen gute Erfahrungen in diesen 21 Tagen.
Euer Detlef